The Länd bleibt sitzen!
Das Gymnasium kehrt zum G9 zurück und der Schulsport bleibt wieder einmal auf der Strecke.
Im Laufe der Jahre hat sich im Kultusministerium Baden-Württemberg offenbar eine bedenkliche Praxis etabliert: Bei jeder Schulreform im gymnasialen Bereich wird Bewegungszeit gekürzt. Für die Schüler hat das die erschreckende Konsequenz, dass diese nach dem aktuellen Plan noch weniger Sportunterricht erhalten und noch mehr Zeit sitzend verbringen. An dieser Stelle muss zwangsläufig auf die schon jetzt alarmierenden Studienergebnisse hingewiesen werden, nach denen Kinder und Jugendliche in Deutschland an Bewegungsmangel leiden, welcher mittel- und langfristig massive Konsequenzen auf das Gesundheitssystem und die Altersvorsorge haben wird.
Unmittelbar nach den Olympischen Sommerspielen in Paris gab es viele Stimmen, die den Rückgang an gewonnenen Medaillen auch auf den mangelhaften Schulsport zurückführten und dringenden Handlungsbedarf anmahnten. Kinder und Jugendliche im und zum Sport zu begeistern ist die Basis für eine erfolgreiche Leistungssportlaufbahn – der schulische Sportunterricht trägt maßgeblich zu dieser Begeisterung für Bewegung und für ein sportliches Miteinander und auch Gegeneinander bei. Die Landesregierung scheint den Handlungsbedarf so zu interpretieren, dass der der Sportunterricht einen noch geringeren Stellenwert hat!
Demgegenüber empfehlen die Kultusministerkonferenz und die Sportministerkonferenz der Bundesrepublik Deutschland ausdrücklich einen durchgängig dreistündigen Sportunterricht in allen Klassenstufen. Die baden-württembergische Landesregierung hat sich laut Koalitionsvertrag 2021 sogar zum Ziel gesetzt, eine tägliche (!) Sport- und Bewegungsstunde in Kita und Schule zu fördern. Und nun kommt diese planlose und schülerunfreundliche Entscheidung/ Wer kann diesen Schritt des Kultusministeriums noch nachvollziehen? Oder: Dass den Wählerinnen und Wählern und vor allem den Sportbegeisterten durch diese planlose und schülerunfreundliche Entscheidung die Nachvollziehbarkeit abhandenkommt, liegt mehr als auf der Hand.
Es ist unter Experten weitgehend unumstritten und wissenschaftlich belegt, dass Bewegungsmangel, Übergewicht und stressbedingte Erkrankungen bei Jugendlichen stetig zunehmen - und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Diesen negativen Trends entgegenzuwirken sowie die geistige, körperliche und sozial-emotionale Entwicklung junger Menschen zu fördern, ist eine zentrale Aufgabe der Schule und vor allem des Schulsports. Nur Schulsport bewegt alle Schülerinnen und Schüler: Kein Fach ist dafür besser geeignet als der Sportunterricht. Doch statt dies zu erkennen und die dafür angebrachten Schlüsse zu ziehen, werden unsere Schülerinnen und Schüler zunehmend kognitiv überfordert und vor allem überfrachtet und werden im wahrsten Sinne des Wortes zu „Sitzenbleibern“.
Deutscher Sportlehrerverband Baden-Württemberg